Man mag es kaum glauben, aber die ersten konkreten Schritte zu unserer Vereinsgründung haben wir bereits im Januar 2012 begonnen, also vor fast 20 Monaten. Und gegründet ist unser Verein immer noch nicht! Was also haben wir getrieben all diese Zeit? Und warum wollen wir eigentlich einen Verein? Ein kleiner Rückblick soll darüber Auskunft geben, außerdem wollen wir einen Ausblick auf die Zukunft wagen.
Aufgrund unserer Erfahrungen mit anderen Spieledatenbanken hatten wir uns relativ früh auf ein zentrales Grundprinzip für das Oregami-Projekt festgelegt: die größtmögliche Unabhängigkeit von einzelnen Personen. Dieses Prinzip sollte auch unbedingt auf die Gestaltung der rechtlichen Grundlagen angewendet werden. Die bisher üblichen rechtlichen Erscheinungsformen von Spieledatenbanken (privat, halbkommerziell, kommerziell) hatten in unseren Augen alle den entscheidenden Nachteil des kleinen Busfaktors: alle diese Projekte wurden rein rechtlich von einer Person oder Firma, höchstens von zweien betrieben, was große Fragezeichen hinter der Zukunftssicherheit der Daten zurückließ. Was würde passieren, wenn dieser einen Person etwas zustieß, wenn diese eine Firma verkauft würde oder insolvent wäre?
Als Lösung für dieses Problem drängte sich ein Verein geradezu auf. Im Gegensatz zu anderen Rechtsformen hat er nämlich viele Vorteile, die wir auf unserer Vereinsseite in aller gebotenen Kürze einmal aufgelistet haben. Im Kontext der Unabhängigkeit von Einzelpersonen erschien uns besonders die fehlende Möglichkeit wichtig, den Verein und damit das Oregami-Projekt gegen den Willen der Mitglieder übernehmen zu können. Auch ein Verkauf der Oregami-Daten aus dem Motiv der persönlichen Bereicherung der Mitglieder heraus wäre sinnlos, da jegliches Vereinsvermögen an den Vereinszweck gebunden wird und nicht an die Mitglieder ausgeschüttet werden dürfte. Außerdem bliebe ein Verein immer handlungsfähig, da bei Ausscheiden eines Vorstandsmitgliedes einfach ein neues gewählt werden könnte.
Käme zur Rechtsform des Vereins später noch die Gemeinnützigkeit dazu, so würden wir auch finanziell alles getan haben, um das Projekt auf mehrere Schultern zu verteilen. Spenden und Mitgliedsbeiträge wären dann steuerlich abzugsfähig, und durch die in der Satzung verankerte Bindung des Vereinsvermögens an den Vereinszweck und die transparente und der Prüfung unterliegende Vereinsbuchführung könnten die Mitglieder bzw. Spender sehen, wohin ihr Geld fließt. Das sollte Vertrauen schaffen und damit auch die Leute anziehen, die vielleicht anderswo nicht ihre Freizeit und ihr Geld einbringen würden. Selbstverständlich war uns auch klar, dass ein gemeinnütziger Verein einen erheblichen administrativen Aufwand wie Mitgliederverwaltung und Buchhaltung mit sich bringt. Aber eine Rechtsform, die nur Vorteile hat, gibt es nunmal nicht.
Soweit die Theorie, in der Praxis sind wir wie erwartet auf Fragen und Probleme gestoßen. Zunächst hat sich natürlich die Frage aufgedrängt, warum wir uns nicht einem bereits bestehenden Verein mit ähnlichem Themengebiet wie beispielsweise dem "Verein zum Erhalt klassischer Computer" oder "Videospielkultur e.V." anschließen, sondern das Rad neu erfinden wollen. Die Antwort auf diese Frage liegt darin, dass wir etwas Neues versuchen, nämlich eine Internet-Spieledatenbank als gemeinnütziges Projekt. Das hat noch keiner probiert, was bedeutet, dass die bereits existierenden Vereine ihren Satzungszweck um die Datenbank ergänzen müssten und damit eine neue Prüfung ihrer Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt anstoßen würden. Ablehnungsgefahr inklusive. Außerdem würden wir in der wilden Anfangszeit sämtliche rechtlichen Dinge wie Serveranschaffung oder Hostingvertrag beim existierenden Vorstand beantragen müssen, der dazu noch für all das haftete. Wir glauben erstens nicht, dass wir einen Verein finden, dessen Vorstand all das mitmacht, und zweitens auch nicht, dass das sinnvoll wäre.
Also haben wir uns aus einer Mustersatzung des Finanzamts sowie weiteren im Internet verfügbaren Vereinssatzungen unser eigenes Vereinsregelwerk zusammengebaut. In vielen Diskussionen und durch externes Feedback aus dem Bekanntenkreis wurde unsere Satzung dann auf einfache Verständlichkeit und Handhabbarkeit hin optimiert und dem digitalen Lebensstil angepasst. Als nächsten großen Schritt haben wir die Satzung dann dem Vereinsregister (Prüfung der Eintragungsfähigkeit zum e. V.) und dem Finanzamt Leipzig (Prüfung der Gemeinnützigkeit) vorgelegt. Auch hier waren größere Änderungen und mehrere Anläufe nötig, um den Vorstellungen der Institutionen gerecht zu werden. Die detaillierte Historie dieses langen, doch letztlich erfolgreichen Prozesses kann im entsprechenden Forums-Thread nachgelesen werden. Wir haben nunmehr ein Regelwerk für unseren Verein, das im Vereinsregister eintragungsfähig ist und das die Gemeinnützigkeitskriterien des Finanzamts erfüllt.
Doch wie geht es nun weiter? Zunächst mal brauchen wir mindestens sieben Personen, die sich zu einer Gründungsversammlung treffen und den Verein gründen wollen. Da wir zur Zeit mit einem Jahresbeitrag von nur 12 Euro planen, sollte das kein Problem sein. Aus dem Kreis der Gründungsmitglieder müssen wir drei Leute finden, die die in der Satzung festgelegten Vorstandspositionen übernehmen wollen: Vorsitzender, stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister. Außerdem muss die Position des Kassenprüfers besetzt werden. Der erste gewählte Vorstand wird u. a. die folgenden Aufgaben vor sich haben:
- Anmeldung des Vereins bei Vereinsregister und Finanzamt
- Aufbau der Mitgliederverwaltung (insb. Eintrittsformular)
- Aufbau der Infrastruktur für Online-Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen (sicherer Chatraum)
- Eröffnung eines Bankkontos
- Einrichtung der Buchhaltung
- Umsetzung der 10 Kriterien der "Initiative Transparente Zivilgesellschaft"